Kreativwerkstatt

Eisenbahnüberführung Sternbrücke

Quelle: DB InfraGO AG

Der Weg zur neuen Sternbrücke

Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es, um das neue Bauwerk in den Stadtteil zu integrieren? Was wünschen sich die Menschen für den zukünftigen Charakter des Ortes und wie kann die Gestaltung der Brücke diese Wünsche unterstützen? Welche Eigenschaften der aktuellen Brücke können und sollen sich im neuen Bauwerk widerspiegeln? Welche Potentiale hält der Neubau für den Ort bereit?

Diese Fragen hat die Bahn in der Kreativwerkstatt.Sternbrücke mit Anwohner:innen und Interessierten in insgesamt drei Online- und einer Vor-Ort-Veranstaltung kritisch diskutiert.

Auf dem Online-Infomarkt am 30. September 2021 wurde zunächst der Gestaltungsrahmen abgesteckt und das Beteiligungsformat der Kreativwerkstatt vorgestellt.

Am 23. Oktober 2021 fand der Kreativ-Workshop im betahaus in Hamburg Altona statt. Insgesamt kamen ca. 30 Teilnehmende mit Vertreter:innen der Deutschen Bahn und Expert:innen aus Architektur und Kunst zusammen, um Ideen und Impulse für die Gestaltung der neuen Brücke und des Umfeldes zu entwickeln. Auch Vertreter:innen des Bezirksamtes Altona, der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und der Johann Daniel Lawaetz-Stiftung nahmen an der Veranstaltung teil. Der Workshop gliederte sich in ein Anfangsplenum mit anschließender Kleingruppenarbeit. Es entstanden Ergebnisse in unterschiedlichsten Formen: Skizzen, Beschreibungen, Diskussionen sowie kleine Modelle. All diese Inputs wurden nach der Veranstaltung digitalisiert, geclustert und analysiert. Auf folgender Darstellung sehen Sie die verschriftlichten Ergebnisse im Detail:

Aus diesen Ergebnissen erarbeitete das Architekturbüro Sauerzapfe diverse Visualisierungen, die exemplarisch verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten verbildlichen. Diese Visualisierungen wurden am 27. Januar 2022 auf einer Online-Infoveranstaltung vorgestellt und diskutiert sowie auf einer Internetseite veröffentlicht. Im Anschluss konnten die Ideen 2 Wochen online kommentiert werden.

Alle Ergebnisse inklusive der Auswertung der Kommentare wurden dann in einem Impulspapier zusammengefasst. Auf Basis der dort zusammengefassten Ideen erarbeite das Ingenieur- und Architekturbüro Ney & Partners die finalen Entwürfe, die am 1. Dezember 2022 in einer Online-Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Ergebnis: Die neue Sternbrücke im Detail

Nach wie vor ist die Brücke als Stabbogenbrücke geplant. Aber auch innerhalb dieses Rahmens haben die Fachleute interessante Gestaltungsmöglichkeiten gefunden. So ist der Entwurf an vielen Stellen verfeinert und dadurch mehr Dynamik in die gesamte Konstruktion gebracht worden. Insbesondere sind die Bögen schmaler geworden. Außerdem wurden die Querriegel als Verbindungsstücke zwischen den beiden Bögen neugestaltet. Darüber hinaus sind die Lärmschutzwände in die Konstruktion integriert worden. Auch die Unterseite wurde ausgestaltet und illuminiert.

Damit ist ein innovatives Bauwerk entstanden, welches die kurzmöglichste Bauzeit, höchste Flexibilität im Verkehrsraum und den Schutz der Anwohnenden miteinander verbindet.

Typologie

Max-Brauer-Allee, Blickrichtung Süd. Quelle: WestenNey & Partners // rendertaxi architecture.visualisation

Das vorliegende Konzept der beiden zueinander geneigten Bögen der neuen Sternbrücke wurde aufgegriffen und gestalterisch überarbeitet. Das Ergebnis ist eine eindeutige und klar lesbare Typologie des Tragwerks, die sich besser in den verdichteten Stadtraum einfügt.

Bogen

Bogen, unterschiedliche Blickrichtungen. Quelle: Ney & Partners // rendertaxi architecture.visualisation

Die Bauteilhöhen der Längsträger und der Bögen stehen in einem Verhältnis von 6:1 zueinander. Die Bögen bekommen dadurch eine Leichtigkeit, die sie eindeutig vom unteren Teil absetzen. In die Seitenfläche der Längsträger wird durch Versatz der Stegbleche eine bogenförmige Linie eingearbeitet. Die graue Eisenglimmerfarbe der Brücke reflektiert das Sonnenlicht, was zusammen mit der Neigung der Lärmschutzwand der Brücke ein markantes und elegantes Aussehen verleiht.

Lärmschutzwand

Max-Brauer-Allee, Blickrichtung Süd-Westen. Quelle: Ney & Partners // rendertaxi architecture.visualisation

Bei der Darstellung der Lärmschutzwand handelt es sich um einen ersten Gestaltungsvorschlag. Die Oberkante der Lärmschutzwand könnte sich fortsetzen und fließend in das Bauwerk übergehen. Dadurch wäre eine gestalterische Eindeutigkeit der Elemente geschaffen. Eine Schattenfuge zwischen Brücke und Widerlager, sowie zwischen Stützmauer und Lärmschutzwand könnten den formalen Unterschied zwischen den einzelnen Elementen betonen.

Die Umsetzung der Gestaltungsvorschläge für die Lärmschutzwand sind nicht immer ohne Weiteres möglich. Es müssen die technischen und rechtlichen Vorgaben für Anlagen dieser Art eingehalten werden. Daher handelt es sich bei der dargestellten Gestaltung nur um einen Vorschlag.

Material

Die Verkleidung der Widerlager und der Stützmauer ist ein typischer Klinker aus Hamburg. Formal gehört dieser Bereich zum öffentlichen Raum und spiegelt die geforderte Kleinteiligkeit wider. Aus der Schattenfuge zwischen der Stützmauer und der Lärmschutzwand könnten Pflanzen nach oben und nach unten ranken. Das Material für die Lärmschutzwand könnte zum Beispiel eine Mischung aus Beton und Miscanthus (Chinaschilf) sein, ein nachwachsender Rohstoff mit hoher Dämmleistung. Aktuell werden Neuentwicklungen und Möglichkeiten in der Zulassung von transparenten und begrünten Lärmschutzwänden im Gleisbereich mit einer Höhe von 5 Metern intensiv geprüft.

Hänger und Querriegel

Stresemannstraße, Blickrichtung Westen. Quelle: Ney & Partners // rendertaxi architecture.visualisation

Die Hänger werden in einer Linie an die innenliegende Kante des Längsträgers gelegt. Die Hängeranschlüsse werden neu definiert; die Anschlüsse werden ausgerundet, um einen sanfteren Übergang zwischen den einzelnen Elementen herzustellen. Die unteren geraden Querriegel verändern ihre Form evolutionär nach einer nach innen geneigten Walflossenform. Die Schlankheit des Bogens wird dadurch hervorgehoben.

Beleuchtung

Stresemannstraße, Blickrichtung Osten. Quelle: Ney & Partners // rendertaxi architecture.visualisation

An der Außenseite des Längsträgers liegt eine LED-Beleuchtung, die die elegante Erscheinung der Brücke bei Dunkelheit akzentuiert. Die Beleuchtung unter der Sternbrücke unterstreicht die sternförmige Kreuzung der Straßen. Je eine Farbe der drei unterschiedlichen Farben der LED-Beleuchtung leitet den Fußgänger:innen entlang der gewählten Laufrichtung.