Von Widerlagern und Hilfsbrücken

Es liegt in der Natur der Sache, dass beim Bau neuer Eisenbahnbrücken die darüber führende Bahnlinie zeitweise gesperrt werden muss. Einige Arbeiten können nicht durchgeführt werden, so lange Züge die Bauwerke befahren. Dazu gehören beispielsweise der Abriss und Neubau der Brückenwiderlager. Bei den Widerlagern handelt es sich um Teile des Unterbaus der Brücke, die auf beiden Seiten des Bauwerks den Übergang zwischen der Brückenkonstruktion und dem Bahndamm darstellen. Wenn diese abgerissen werden, kann eigentlich auch kein Zug mehr fahren.

Ziel: den Bahnbetrieb so wenig wie möglich zu stören

Unser Ziel ist es jedoch, bei unseren Bauarbeiten den Eisenbahnverkehr so wenig wie möglich einzuschränken. Damit wir die Widerlager an den Brücken Ferdinandstor und An der Alster trotz laufenden Bahnbetriebs erneuern können, haben wir im Juli intensiv an den Bauwerken gearbeitet. Dabei haben wir die entsprechenden technischen Voraussetzungen geschaffen, um später unter dem „rollenden Rad“ an den Widerlagern zu arbeiten.

Wir werden dazu im kommenden Jahr Hilfsbrücken einsetzten. Diese Bauteile werden im Übergangsbereich zwischen den eigentlichen Bückenbauwerken und dem Bahndamm eingebaut. Sie liegen über den bestehenden Widerlagern. Daher können unter den Hilfsbrücken die alten Widerlager abgerissen und die neuen Widerlager aufgebaut werden. Der Eisenbahnverkehr kann während dessen weiter über die Brücken fahren.

Um die Hilfsbrücken im kommenden Jahr sicher einbauen und nutzen zu können, mussten wir den Bahndamm umfangreich baulich anpassen und verstärken. Dabei haben wir Boden auf dem Bahndamm abtragen und ersetzt. Der so angepasste Gleiskörper ist dann mit Rückverankerungen und Spundwänden zusätzlich gesichert worden.

Herausforderung: Zeit und Platz

Für die Umsetzung dieser Arbeiten stand nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Die benötigte Streckensperrung der Fern- und Regionalbahngleise zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Hamburg-Altona bestand nur zwischen dem 14.07.2023 und dem 28.07.2023. Ein Überschreiten dieser zeitlichen Vorgabe hätte zu massiven Störungen im Bahnverkehr in und um Hamburg geführt. Daher wurden die Arbeiten sehr intensiv und umfangreich vorbereitet und auf der Baustelle wurde sehr konzentriert gearbeitet.

Eine besondere Herausforderung war dabei die Baustellenlogistik. Da zeitgleich der Triathlon in Hamburg stattfand, konnte der Abtransport des Aushubs nicht sofort erfolgen. Der alte Boden musste also auf der Baustelle kurzzeitig zwischengelagert werden. Erst in der Nacht war ein Abtransport möglich.

Neben dem engen Zeitplan machten die begrenzten Platzverhältnisse auf der innerstädtischen Baustelle die Abwicklung dieser Aufgabe nicht einfach. Eine genaue Planung der Abläufe und ein Einhalten der zeitlichen Vorgaben waren zwingend notwendig. Ähnliches galt für die Anlieferung der einzubauenden Materialien. Der Platzmangel machte es erforderlich, dass das Bodenmaterial „just in time“ angeliefert wurde. Vom LKW wurde das Material sofort entlang des Bahndamms verteilt und eingebaut. Auch hier war die Einhaltung des Ablauf– und Zeitplans ein zentraler Punkt.

Wichtig war außerdem, die eisenbahntechnischen Anlagen auf dem Bahndamm im Bereich der Baustelle genau im Auge zu behalten. Insbesondere einige Oberleitungsmasten mussten speziell gesichert werden, da diese in unmittelbarer Nähe zum ausgehobenen Bereich standen. Ein Schaden an den Oberleitungen hätte den Zeitplan der Baustelle massiv durcheinandergebracht.

Nächster Schritt: im Oktober

Am Ende hat sich die genaue Planung und das intensive Arbeiten auf der Baustelle gelohnt. Wir konnten die Arbeiten sogar ein paar Stunden vor Plan abschließen. Allerdings haben wir erst einen Teil der Vorbereitungen für den Einbau der Hilfsbrücken geschafft. Im Oktober müssen wir ähnliche Arbeiten auf der S-Bahnseite der Verbindungsbahn durchführen.

Bodenaustausch auf dem Bahndamm
Sicherung der Oberleitungsmasten im Baufeld
Mit schwerem Gerät im Gleisbereich

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