Kampfmittelsondierungen im Juli: War da was?

Auch fast 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs liegen immer noch Kampfmittel im Boden. Oftmals handelt es sich dabei um nicht explodierte Fliegerbomben. Aber auch Munition, Granaten und andere Waffen aus den Weltkriegen werden gefunden.

Um die Sicherheit der Anwohnenden sowie der Projektbeteiligten zu gewährleisten, ist es daher wichtig, vor dem Baustart den Boden der Baustelle gründlich auf Kampfmittel hin zu untersuchen. Mögliche Blindgänger oder andere Hinterlassenschaften aus den Kriegen müssen sicher entfernt und unschädlich gemacht werden.

Wie läuft so eine Kampfmittelsondierung ab?

Am Anfang steht eine erste Einschätzung des Kampfmittelrisikos durch den zuständigen Kampfmittelbeseitigungsdienst der Stadt Hamburg. Die Einschätzung erfolgt auf Basis von Luftbildauswertungen. Wird der allgemeine Kampfmittelverdacht bestätigt, muss der Untergrund auf mögliche Fremdkörper genauer untersucht werden.

Für die Untersuchung des Gleisbereiches kommen bei der Bahn zwei Verfahren zum Einsatz: Die Analyse der tieferen Bodenschichten erfolgt mit Hilfe von Bohrlochsondierung. Diese Bohrungen werden in einem dichten Raster gesetzt und gehen mehrere Meter tief in den Boden. Mit speziellen Sonden, die in die Bohrlöcher herabgelassen werden, wird dann der Boden auf metallische Fremdkörper untersucht. Im Oberflächenbereich bis etwa 2 m Tiefe erfolgt die Untersuchung mit einem Georadar. Dabei wird das Radargerät auf einem kleinen Wagen per Hand langsam über die Gleise geschoben. Dieses Verfahren wird insbesondere im Bahnbereich eingesetzt, da auf Grund des Metalls der Schienen, Bohrlochsondierung in den oberen Bodenschichten nicht auswertbar sind.

Sollte sich bei diesen Untersuchungen der Verdacht auf ein mögliches Kampfmittel im Boden bestätigen, muss der Boden geöffnet werden. Das Kampfmittel wird dann durch den Kampfmitträumdienst der Feuerwehr unschädlich gemacht.

Und was genau ist bei der Sternbrücke und der Schanzenstraße herausgekommen?

Bereits im März 2023 haben wir im Bereich der beiden Brücken den Boden im Gleisbereich erstmals und intensiv auf mögliche Kampmittel im Boden untersucht. Zum Einsatz kamen dabei beide Verfahren: Befahrung mit dem Georadar und rd. 300 Bohrlochsondierungen. Auf Grund der Größe der zu untersuchenden Fläche reichte das Zeitfenster im März jedoch nicht aus. Daher haben wir im Juli eine weitere Sperrung der Fern- und Regionalbahngleise für Bodenuntersuchungen genutzt. Neben der Befahrung mit dem Georadar sind dabei weitere rd. 220 Bohrungen gemacht worden.

Insgesamt haben wir also rd. 520 Bohrlochsondierungen machen lassen und sind mehrere hundert Meter Bahngleise mit dem Georadar abgefahren. Am Ende konnten durch diese Messungen 44 Verdachtspunkte in unterschiedlichen Bodentiefen ermittelt werden.

Sehr schnell war klar, dass nicht jeder dieser Punkte eine Bombe oder Granate sein wird. Da die Messung vor allem auf Metall reagieren, wird oft auch einfacher Schrott, wie z.B. alte Fahrräder oder andere Metallteile entdeckt. Leider lässt sich an der Oberfläche nicht immer sicher sagen, ob tatsächlich nur Schrott im Untergrund liegt oder ob es sich um eine Granate oder ähnliches handelt.

Die Frage war daher, welcher der vielen Verdachtspunkte möglicherweise ein altes Kampfmittel sein könnte und welcher der Punkte nur harmloser Metallschrott war. Um diese Frage zu klären, haben wir im Juli die ohnehin bestehende Sperrung der Fern- und Regionalbahngleise genutzt und uns die Situation genauer angeschaut.

Die rd. 35 an der Oberfläche liegenden Verdachtspunkt konnten wir dabei sehr schnell aufklären: Auf Grund ihrer Lage in geringer Tiefe war eine Öffnung des Bodens problemlos und ohne großen Aufwand möglich. Dabei konnten wir glücklicher Weise nur alte Metallgegenstände, wie Dosen. Messer oder Rohre, finden.

Problematischer waren die Verdachtspunkte, die tiefer im Boden lagen. Um zu vermeiden, dass an neun Stellen der Boden geöffnet werden muss, war die Entscheidung, den Gleisbereich Rund um die Brücke erneut und detaillierter zu untersuchen, schnell getroffen. Ziel war es, die Anzahl der Verdachtspunkte deutlich zu minimieren. Dazu haben wir 30 zusätzliche Bohrungen rund um die Verdachtspunkte vorgenommen und die Messergebnisse von Experten eingehend bewerten lassen.  

Gleichzeitig zu den laufen Untersuchungen des Bodens haben wir uns zusammen mit den Behörden der Stadt Hamburg auf den „Fall der Fälle“ vorbereitet. Bei einem Kampfmittelfund mit anschließender Bergung hätten im schlimmsten Fall mehrere tausend Menschen auf Anweisung der Behörden ihre Wohnungen verlassen müssen. In einem dicht besiedelten Bezirk wie Altona ist das eine wahre Herkulesaufgabe. Darauf wollten wir zusammen mit den Behörden der Stadt gut und umfassend vorbereitet sein.

Zum Glück kam es anders als befürchtet. Mit den zusätzlichen Untersuchungen des Bodens konnten wir ausnahmslos alle Verdachtspunkte ausräumen. So ist sicher ausgeschlossen, dass sich im untersuchten Bereich Kampfmittel im Boden befinden. Der große Aufwand hat sich also gelohnt!

Mit dem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten sind wir einen guten Schritt weiter gekommen in der Umsetzung der beiden Brückenerneuerungen. Wir möchten uns bei allen Beteiligten für die sehr konstruktive und gute Zusammenarbeit bedanken!

Nach der Sondierung ist vor der Sondierung

Am Ende müssen wir leider festhalten, dass wir mit den Kampfmittelsondierungen rund um die beiden Brückenwerke erst am Anfang stehen. Bisher haben wir nur einen Teil des Gleisbereichs untersucht. So steht beispielsweise noch die Untersuchung des Gleisbereichs der S-Bahn aus. Auch außerhalb der Gleise müssen wir die Flächen, die wir für die Erneuerung der Sternbrücke benötigen, noch sondieren. Dieses erfolgt in den kommenden Monaten. Wir hoffen sehr, dass wir auch bei diesen Arbeiten keine gefährlichen Gegenstände im Boden finden werden.

Zurück